Erdüberlastungstag 2021

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Jeden Morgen, während des Frühstücks, lese ich lange und ausführlich die Tageszeitung. Ich finde es wunderschön, so entspannt und geruhsam den neuen Tag zu beginnen.

Jeden Schluck Kaffee, jeden Biss in mein Brötchen genieße ich ausgiebig. Ich erfreue mich täglich daran, jetzt, im Rentenalter den Luxus zu besitzen, Herrscherin über meine Zeit zu sein.
Doch heute Morgen beim Lesen dieser Überschrift, blieb mir fast der Bissen im Halse stecken:
«Deutschland hat seine Ressourcen für 2021 mit dem Ende des heutigen Tages aufgebraucht».

Fassungslos starre ich auf den Kalender. Wir haben heute den 5. Mai. Das ist der Einhunderfünfundzwanzigste-Tag des Jahres 2021. Ein Drittel des Jahres ist erst vergangen. Nach nur einem Drittel haben wir unser Kontingent für ein ganzes Jahr verbraucht. Es ist faktisch nichts mehr vorhanden, von dem wir in den nächsten 2 Dritteln des Jahres 2021 zehren könnten.

Das ist quasi so, als hätten wir am zehnten Tag eines Monats unser gesamtes Geld für diese Zeitspanne verbraucht. Tatsächlich wären dann keine Mittel mehr vorhanden, um die benötigten Dinge des täglichen Lebens, zu erstehen und zu bezahlen.

Wie lange kann ein Mensch ohne Wasser und Nahrung überleben?

Ohne Flüssigkeit vier bis 5 Tage? Ohne Nahrung 4 Wochen? Ich weiß es nicht. Denn Hunger und Durst kenne ich nicht. Habe ich, dem lieben Gott sei Dank, noch niemals erlebt.

Wie lange können die uns anvertrauten Tiere überleben, wenn das Budget aufgebraucht ist?

Die Antwort ist, wie immer, die Gleiche: Wir leben auf Pump!

Wir leben ungeniert weiter auf großen Fuß. Entnehmen völlig gedanken- und skrupellos beträchtliche Mengen von den Ressourcen, die eigentlich für die nachkommenden Generationen gedacht sind.

Haben wir ein schlechtes Gewissen? Nein! Haben wir nicht! Warum auch? Noch sind ja nicht alle Bestände aufgebraucht. Alles ist vorhanden und zu jeder Zeit verfügbar. NOCH!

Können wir uns vorstellen, wie es sein wird, wenn die nachfolgenden Generationen kilometerweit zur nächsten Wasserstelle laufen müssen? Wenn die einst so fruchtbare Erde nichts mehr hervorbringen kann, weil sie verbraucht, ausgelaugt und ausgebrannt ist?

Können wir uns ausmalen, wie die Menschen zukünftig durch unsere Verschwendungssucht an extremen Mangelerscheinungen zu leiden haben? Wie wird die zukünftige Gesellschaft die Folgen unseres verwerflichen Handels ertragen und  bewältigen?

Ich vermag es nicht zu ergründen. Allein der Gedanke an die unausweichlich kommende Katastrophe verursacht bei mir Bauchschmerzen, Übelkeit und Wut.

Vielleicht will es mir auch nicht vorstellen, wie es am Tage X um unsere Erde bestellt sein wird. Weil der Kampf ums Überleben noch niemals das Beste in den Menschen hervorgebracht hat.

Was bleibt zu tun?

Fangen wir erstmal ganz klein an und kochen wieder selbst und saisonal.

Und akzeptieren endlich die Tatsache, DASS MAN GELD NICHT ESSEN KANN! Punkt!

Anne Michel